Inklusive Medizin im Krankenhaus - bundesweite Vorreiterrolle MV*

Wenn mein Blick in die neuen Bundesländer fällt, dann ziehe nicht selten respektvoll den Hut. Wie man mit den Menschen mit Behinderung vor der Wende umgegangen ist, möchte ich hier nicht bewerten, weil ich weder dabei war, noch möchte/kann ich mir ein Urteil darüber erlauben. Was ich aber bis jetzt in der Zeit nach der Wende erlebt habe, finde ich sehr bemerkenswert. Manchmal habe ich das Gefühl, dass in den neuen Bundesländern weniger geredet, sondern mehr von Rechten umgesetzt wird. Momentan sitzen wir ja an der Umsetzung der Rechte für Menschen mit Behinderung in der Medizin, also der Inklusiven Medizin im Krankenhaus. Die Medizin tut sich da auf der einen Weise selbst sehr schwer, denn im normalen Medizin Studiengang, gab es / gibt es diese Zusatzqualifikation für Inklusive Medizin noch nicht. Dass es so verpflichtend wird, dafür setzen sich seit langem Mediziner ein, die sich in ihrer Arbeit dem Menschen mit hohem Hilfebedarf widmen. Uns allen ist bewusst, dass der Personalschlüssel unter normalen Bedingungen in Krankenhäusern viel zu eng gestrickt ist, als dass man das angesprochene Klientel adäquat betreuen könnte. Da fällt doch mein Blick heute Morgen auf einen Artikel in der neuen Lebenshilfe Zeitung:

Das Gesundheitsministerium von Mecklenburg Vorpommern hat mit dem aktuellen Krankenhausplan Raum für ein passendes Angebot der akut stationären Versorgung für Menschen mit geistiger und Mehrfachbehinderung geschaffen. Umgesetzt wird dies zunächst in den Kliniken Stralsund und Schwerin. Das Konzept des Ministerium wurde fachlich begleitet durch den Landesverband der Lebenshilfe Mecklenburg-Vorpommern und dem Diakonischen Werk.

Was steckt hinter der „Anpassung“?

Flexibilität bei der Ablaufplanung
Verbesserte Finanzierungszusagen seitens der Kostenträger
Speziell geschultes Personal und zusätzlichem Fachpersonal im sinne der Logopädie, Heilerziehungspfleger, etc.

Schauen wir mal, wie diese sehr positive Entwicklung im Sinne unserer Angehörigen mit hohem Hilfebedarf, geistiger- und/oder Mehrfachbehinderung sich in Zukunft weiter entwickeln wird.

Übrigens, die Lebenshilfezeitung erscheint 4x im Jahr und beinhaltet immer sehr gute Beiträge aus der Fachlichkeit und von der eigenen Betroffenheit. Zu beziehen ist sie u.a. über dem Bundesverband der Lebenshilfe e.V.

Quellenangabe und ausführliche Information: Lebenshilfe Zeitung und Homepage der LH Mecklenburg-Vorpommern

*Mecklenburg-Vorpommern

Es gibt einen Professor in Deutschland, der über die Grenzen hinaus bekannt dafür ist, dass er sich dem Menschen mit hohem Hilfebedarf besonders widmet und vehement dafür im Einsatz ist, diesem in der medizinischen Versorgung gerecht zu werden. Ich selbst habe mit meinem Sohn persönliche Erfahrung sammeln können und auch mit Herrn Prof. Martin bestimmte Fortbildungen in unserer Region umsetzen können.
Herr Prof. Martin ist der Chefarzt der Sèguin Klinik und behandelt dort Menschen mit hohem Hilfebedarf. Die Plätze sind rar, es ist ein kostenintensives Angebot, oftmals fällt es ihm sicher nicht leicht, wem seiner Patienten er zuerst helfen kann, oder muss. Ganzheitliche Medizin, umfassend und auch immer die häusliche Situation im Blick, dies alles gehört zu einer adäquaten Versorgung. Dabei reden wir keinesfalls von Luxus. Aber kann sich ein nicht betroffener Verwaltungsbeamter oder Politiker wirklich so vorstellen, wie man zum Beispiel einem blinden, nicht sprechenden Menschen mit hohem Hilfebedarf erklärt, dass er Krebs im Endstadium hat und sterben wird? Wie man die Angst vor dem Ungewissen nimmt und/oder erklärt, was gerade passiert? Wie man mit den engsten Angehörigen in der Situation umgehen muss und/oder sollte? Kann man das alles mit Kosten aufwiegen?
Prof. Martin lebt für seine Arbeit und das spürt man. Ich persönlich wünsche und hoffe für unsere zu Betreuenden, dass er sich noch ganz lange einsetzen kann und dass er es in seiner beruflichen Laufbahn noch schafft, dass es völlig normal ist, im Studium zu lernen, wie man mit Menschen mit einer geistigen Behinderung umgeht und versteht, dass es sich um einen gleichwertigen Menschen mit Bedürfnissen handelt, die mit dem eines nicht Behinderten zumindest in den Grundbedürfnissen, identisch sind.

Wer mehr zu diesem Thema wissen möchte, hier setze ich mal einen Link zur Zeitschrift „Inklusive Medizin“. Mit verantwortlich für den Inhalt der Zeitschrift ist Herr Prof. Martin

Die Zeitschrift Inklusive Medizin – Medizin für Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung (bis Jahrgang 12 Medizin für Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung ) widmet sich zwei bis dreimal jährlich dem stark vernachlässigten Thema der medizinischen Betreuung von Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung. Intelligenzminderung als „eine besondere Form des Menschseins“ stellt ihre „eigenen, spezifischen Anforderungen an die Disziplinen der Medizin“ betonen die Herausgeber im ersten Editorial der Fachzeitschrift. In deutschsprachigen Ländern herrscht hier jedoch ein großes Defizit. Weder im Medizinstudium noch in der Facharztweiterbildung wird dieses Gebiet vertieft, Fortbildungsveranstaltungen hierzu sind rar.

DGMGB. Deutsche Gesellschaft für Medizin für Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung e.V.