Kleiner Nachruf auf Peter Radtke

Vor annähernd 30 Jahren, ich wuchs mal gerade durch eigene Betroffenheit in die Selbsthilfe hinein, da besuchten wir mit unserer neu gegründeten SHG für Eltern anfallskranker Kinder und Jugendlicher im Raum Aschaffenburg e.V. eine Lesung mit Peter Radke im Hofgarten Kabarett Aschaffenburg. Ich wusste gar nicht so genau, was mich erwarten würde. Schon gar nicht, dass ich im Zuschauerraum sitzen würde und auf der Bühne ein Mann im mittleren Alter im Rollstuhl auf die Bühne rollen würde. Radke, da hatte ich einen ganz anderen Schauspieler im Kopf.
Nach erster Verwunderung, hing ich an seinen Lippen. Unsere Truppe bestand aus lauter jungen Müttern, alle noch relativ frisch durch die Behinderung unserer Kinder betroffen, und wir saugten fasziniert jedes seiner Worte auf. Er war ein großer, der Peter Radke. 1943 mit der Glasknochenkrankheit geboren, absolvierte er trotz aller Schwierigkeiten ein Romanistik Studium und promovierte. Er wurde ein erfolgreicher Schauspieler und Regisseur. Er gründete ein inklusives TV-Produktionsunternehmen und war ein immer gern gesehener und auch teilweise streitbarer Gast in Talkrunden. Bis 2016 gehörte er dem Deutschen Ethikrat an. Viele kennen ihn auch als Mitbegründer des „Münchner Crüppel-Cabaret“ Ich selbst, habe ihn nie wieder live gesehen, aber von dem Moment an, wo ich ihn auf der Bühne live erlebt hatte wusste ich, dass es immer einen Weg gibt. Man muss nur kämpfen und darf niemals aufgeben. Kämpfen für ein inklusives Lebensrecht, kämpfen für Teilhabe.
Dr. Peter Radke, der große Kämpfer für Inklusion, verstarb am 28.11.2020 in München. Er wird immer in meiner Erinnerung bleiben.

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