Wie gehen eure Kinder mit der aktuellen Corona Situation um?

Diese Frage wurde mir heute in Bezug auf Patrick gestellt.

Interessehalber frage ich hier auch mal. Kita´s, Schulen, und viele WfbM haben wegen Corona bis min. 19.04.20 geschlossen. Wie klappt es im Umgang mit der unfreiwilligen Freizeit, wenn die gewohnte Tagesstruktur fehlt?

Bei uns folgendermaßen:
Patricks Gruppenleiterin oder die Berufsbildungsbereichsleiterin halten mehrmals in der Woche telefonisch weiter Kontakt. Dazu besteht einer Verpflichtung der Werkstatt. Einmal wöchentlich bekommt Patrick Aufgaben aus der Lernwerkstatt, die er einmal in der Woche besucht (besuchen würde).

Heute fragte die BBB Leiterin (seine Gruppenleiterin musste Urlaub nehmen), wie Patrick zu Hause so klar kommt.
Nun ja, er kann sich recht gut beschäftigen mit Malen, Lego bauen, seine Bücher (Interessen) angucken. Er hilft aber auch viel und gerne im Haushalt und natürlich gehen wir raus und bewegen uns an der frischen Luft. Mit dem gebotenen Abstand natürlich.

Ab und an fragt er auch wegen der Arbeit, ich denke die fehlt ihm auch. Ist ihm schon zur Gewohnheit geworden. Gerade am WE fragt er wegen Wecker stellen für die neue Woche.
Patrick hat schon oberflächlich verstanden, dass er momentan wegen Corona nicht arbeiten gehen kann. er kann auch gut nachvollziehen, dass Hände waschen noch wichtiger ist als sonst, gerade wenn wir draußen waren.

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Hallo Patiko,

mein Sohn ist seit 3 1/2 Wochen aus dem Wohnheim zuhause bei mir. Eigentlich Zufall, aber ich bin sehr froh darüber. So kann ich ihn selbst schützen. Zurückbringen geht ja momentan nicht, da die Wohnheime für Besuche von außen geschlossen sind. (Bayern)
Da mein Mann in der Versorgungskette arbeitet, bin ich unter Woche tagsüber mit meinem Sohn allein zuhause. Solange kein schwerer Anfall kommt, ist es machbar. Kommt ein Anfall, wird es eine schwierige Situation für uns beide. Mein Kind besucht eigentlich die Tagesförderstätte, welche natürlich auch momentan geschlossen ist. Er freut sich und ist glücklich, wieder zuhause zu sein. Ich hoffe, die Zeit nach Corona und die Rückkehr in den Alltag, fällt ihm und uns nicht so sehr schwer. Wir telefonieren mit Mitarbeitern aus dem Wohnheim und erzählen auch mit ihm von dem Wohnheim, damit es in seinem Kopf bleibt.

Hallo Ihr Lieben,
jetzt ist es wohl Zeit, daß ich auch mal ein paar Worte zu Eurem Thema betrage. Es ist das erste Mal, daß ich hier im neuen Forum schreibe und mich damit mal wieder melde.
Mein inzwischen 23jähriger Sohn lebt immer noch 400 km von mir entfernt im hohen Norden in einer Einrichtung für geistig behinderte Erwachsene.
Diese Einrichtung ist natürlich auch dank Corona schon längere Zeit geschlossen. Mein Sohn hat das gar nicht gut verkraftet. Er braucht den Kontak mit meinem Mann und mir, zumindest einmal im Monat. Prompt ist er das erste Mal ausgeflippt und hat eine Tür eingetreten, als ich Ende Februar 2020 nicht wie gewohnt zu Besuch kam, weil ich krank war (nicht Corona!!!). Dann wurde seine Einrichtung geschlossen, und auch dann ist er wieder heftig ausgeflippt, weil er mit der Spannung und Angst, die überall in Deutschlands Luft liegt, nicht mehr klar kommen konnte. Er ist dann prompt nachts mit der Polizei in die Psychiatrie gefahren (weil er angedroht hat, sich umzubringen!), wurde aber sofort von dort wieder ohne stationären Aufenthalt und ohne Medikamente wieder entlassen. Die Heimleitung hat eine gute Lösung mit uns gefunden, um ihm irgendwie zu helfen. Wir gehen jetzt einmal im Monat in der Nähe seiner Einrichtung rein zufällig spazieren, - und treffen dort rein zufällig unseren Sohn, der dann auch dort spazieren geht. Seitdem kommt mein Sohn mit den massiven Freiheitseinschränkungen besser klar! Wir bleiben natürlich bei diesen Spaziergängen auf körperlichen Abstand und berühren uns auch nicht. Unser Sohn kann diese Regeln einhalten! Aber er kann mit uns sprechen, uns sehen und freut sich sehr über diese Spaziergänge. Zur Zeit darf er noch die Tagesförderstätte besuchen, die direkt zu seiner Einrichtung gehört und deshalb noch nicht geschlossen wurde. Aber er darf nicht mehr zweimal in der Woche seinen geliebten Sport (Jiu-Jiutsu) machen, er darf nicht mehr das therapeutische Reiten besuchen, und auch der Praktikumstag auf dem Bauernhof einmal in der Woche fällt aus. Er darf nicht mehr alleine mit dem Fahrrad zur Bücherei fahren, weil diese geschlossen ist. All das hat ihm anfangs natürlich große Angst gemacht, vor allem, nachdem er im Fernsehen die ständigen Horror-Szenarien verfolgt hat, war er mit den Nerven restlos fertig.
Inzwischen ist er stabil, nachdem wir ihn jetzt wöchentlich auf seinen Spaziergängen, die noch erlaubt sind, mit körperlichem Abstand begleiten.
Ich selbst bin nicht der Meinung, daß dieser Corona-Virus einer Ebola oder der Pest gleich kommt, - vor allem halte ich den inzwischen fast vollständigen Lockdown für absolut nicht gerechtfertig. Er macht unsere Wirtschaft kaputt, unsere Alten und Behinderten leiden oder sterben an Angst, Panik und Einsamkeit, - die wenigstens jedoch an Corona! Wir lassen die Sterbenden und die neugeborenen Kinder alleine, und unsere Politiker werden immer machtbesessener, - so scheint es mir jedenfalls. Und tatsächlich sind die Zahl der Atemwegserkrankungen laut Robert-Koch-Institut seit zwei Wochen schon wieder stark gesunken, - wie nach jeder Grippesaison um diese Zeit. Siehe Anlage!image
Ich selbst bin als Praxisinhaberin einer Praxis für Ergotherapie auch von einer wirtschaftlichen Katastrophe betroffen. Zu mir trauen sich z.Zt. nur noch 3 Klienten in der Woche in meine Praxis!
So, ich wollte nicht abschweifen. Jedenfalls ist das Ganze ein sehr einschneidendes Erlebnis für meinen behinderten Jungen. Und er hat natürlich immer noch Angst. Wir sind aber alle sehr glücklich, daß wir mit der Einrichtungsleitung diesen Weg gefunden haben, um unseren Sohn ansatzweise mental stabil zu halten, - aber wir bewegen uns da auf rechtlich sehr dünnem Eis, - das ist uns sehr wohl bewußt! Wir beachten deshalb strikt die Regeln von wegen, - körperlicher Abstand etc.!
Liebe Grüße aus dem Westerwald
Eure Kosima

Hallo zusammen,
meine Tochter ist inzwischen schon länger als fünf Wochen zu Hause, da sie vor der Schließung der Tafös einen massiven Infekt hatte. Bisher hält sie die Einschränkungen relativ gut aus, da sie fast den ganzen Tag Musik hören kann. Und wenn das Wetter und die Temperaturen passen, sitzen wir auf der Terrasse.

Hallo zusammen,
vielen dank für eure Antworten. Ich habe ja schon vermutet, das es da große Unterschiede im Umgang mit der momentanen Situation gibt.
Aus meinen Telefonaten mit der Werkstatt zeichnet sich dies dort ähnlich ab.

Patrick gehört zu denen, die gut klar kommen, obwohl die gewohnte Struktur fehlt. Ich merke zunehmend, dass ihm die Arbeit in Werkstatt schon immer mehr fehlt. Das zeigt sich auch darin, dass er mit seiner Gruppenleiterin (oder letzte Woche mit der BBB-Leiterin) erzählen will, wenn sie anruft.
Wir bekamen jeden Tag einen Anruf, nun wird es weniger, weil die Angestellten in Kurzarbeit sind, und daher auch nicht mehr jeden Tag da.

Es wird vermutet, auch von mir, das die Kontaktbeschränkungen sicher noch bis Ende April anhalten (verlängert) werden.
Und gehofft, dass ab 04.05. wieder normal in der Werkstatt gearbeitet werden darf. Momentan arbeitet nur Wäscherei.
Notbetreuung findet statt.

Inzwischen habe ich von der Werkstatt die Info, dass es am 11.05 weitergehen könnte, aber fest steht noch nichts.

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Hallo,
wir werden von unserer Werkstatt hier in Berlin jede Woche angerufen. Sie haben auch schon 2 mal eine sehr schön gestaltete Zeitschrift geschickt und ein Forum eingerichtet für alle Mitarbeiter.
Unser Stand hier : bis zum 10.05. einschließlich bleibt alles geschlossen bis auf eine Notbetreuung. Alles weitere ist noch abzuwarten. Falls wieder geöffnet würde bleiben für Risikopatienten oder mit Familienmitgliedern mit Risiko laut Aussage des sozialen Dienstes Krankschreibung oder eine Aussetzung der Werkstatt als Eingliederungshilfe .
Nähere Infos dazu habe ich zu letzterem noch nicht (zum Beispiel die Wiederaufnahme jederzeit ohne Probleme möglich?).
Vielleicht weiss jemand von euch da schon mehr?
Passt weiter alle gut auf euch und eure Lieben auf!

LG, amai

Bei uns wird außerdem erwogen, so es denn wieder losgehen kann, die Gruppen zu halbieren, und jeweils halbtags zu arbeiten. So das alle wieder da sind und die Abstandsregeln eingehalten werden können.
Wie das in den Arbeitsbereichen aussieht, weis ich nicht genau, denke aber das es dann für Angehörige von Risikogruppen auch Lösungen (Freistellung od. Krankschreibung) geben wird.

Wir telefonieren auch immer noch mehrmals wöchentlich mit der Werkstatt.
Der anvisierte 11.05. wackelt aber noch.

Hallo zusammen,

ich wollte einfach fragen, wie es zur Zeit bei euch aussieht. Wie geht es euren Kindern und wie seid ihr durch die letzten Wochen und Monate gekommen? Da seit deiner Anfangsfrage @patiko schon fast wieder ein Jahr vorbei ist und sich im neuen Jahr an der Coronasituation ja leider noch nicht viel geändert hat.

Und wie geht es anderen?

Liebe Grüße

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Hallo zusammen,
ja wie schnell die zeit vergeht, und wie lange wir uns schon mit diesem grässlichen Virus rumschlagen.

Bei uns sieht es folgendermaßen aus: Wir sind immer noch gesund.
die Werkstatt ist bei uns offen, es wird in 2 Schichten, bzw. mit halben Gruppen gearbeitet, so das alle nur den halben Tag da sind. Die Arbeitsplätze sind getrennt worden und die Mittagsessenzeiten nochmal auseinander gezogen. Die Frühstückspausen finden, wenn möglich in den Gruppenräumen statt. Bei der Arbeit müssen, Mund-Nasen-Schutz getragen werden.
Alles was sonst so neben der Arbeit noch lief, bei Patrick Chor, lernwerkstatt und der Kurs für den Hubwagenschein finden z. Zt. nicht statt.
Ob ab nächster Woche die Pflicht zum Tragen medizinischer Masken besteht, ist mir noch nicht bekannt, aber die müsste theoretisch die Lebenshilfe zur Verfügung stellen.
Für den Werkstattbus und für privat habe ich welche gekauft.
Bei uns soll nach der aktuellen Verordnung in Einrichtungen für beeinträchtigte Menschen vermehrt getestet werden. Dazu sollte es dann eine Info geben.

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