Auf dem Weg zur Inklusion in Bayern

Heute habe ich eine Kerze angezündet. Sie brennt für die Außenseiter in Deutschland. Für die Menschen mit hohem Hilfebedarf. Für die, die sich nicht selbst vertreten können. Die kein Gesicht und keine Stimme mehr haben. Die zusätzlich durch Corona einfach vergessen wurden. Die nicht mehr an unser Gesellschaft teilhaben dürfen, weil sie es durch die Begebenheiten gar nicht mehr können. Wo vor der Pandemie viel zu wenig Personal zugestanden wurde. Wo durch Corona das Personal über die Kräfte hinaus belastet wurde, aber für die die Gesellschaft eben nicht klatschte. Personal welches heute das Handtuch wirft, weil es den Zuständen nicht mehr gewachsen ist. Weil durch das 3-Schichtsystem und immer auf Abruf bereit sein, kein eigenes Familienleben mehr Raum findet. Ich schäme mich, dass ich nichts ändern konnte, weil alles was ich mit aufgebaut und an Verbesserungen geschaffen habe, jetzt vor dem Aus steht. Weil ich ein Teil der Gesellschaft bin, die diese desolate Situation zulässt. Nur wegschauen kann ich nicht. Ich bin selbst betroffen und ich bin verzweifelt. Die große Frage wird sich stellen, genau wie vor vielen Jahren, wohin mit den hilflosen Menschen, die keine Angehörigen mehr haben. Und ich weiß keine Antwort.

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Die Einrichtungsträger haben mit den Leistungsträgern Kostensätze vereinbart, die eine bedarfsgerechte Versorgung von Menschen mit hohem Hilfebedarf nicht gewährleisten kann.
Synergieeffekte werden auf Kosten der Individualität und des Bedarfs der Menschen eingepreist.
Wenn die MitarbeiterInnen den Bedarf eines Menschen berücksichtigen wollen, stellt sich die Frage, auf wessen Kosten das gehen soll: auf die der anderen BewohnerInnen oder der MitarbeiterInnen – oder auf die finanziellen Rücklagen des Einrichtungsträgers?
Die seit Jahrzehnten wachsende Entsolidarisierung verstärkt sich weiter. Diese Tendenzen betreffen uns alle, aber kaum jemand will das sehen!

Das Zitat von Martin Niemöller zu Solidarität und Gemeinschaft ist heute so wichtig wie damals.

„Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat. Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Gewerkschafter. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“

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