Cafe zur beruflichen Inklusion, Meinung gefragt? Hilf mir

Hallo liebe Community,
seit 2017 beobachte ich ein tolles französisches Konzept und seit kurzem beschäftige ich mich intensiv damit, dieses Konzept über die Grenze zu bringen. Oder zumindest zu prüfen, ob es auch hier in Deutschland Sinn machen würde.
Es geht um eine Familie von Cafe/Restaurants, die zur beruflichen Inklusion von Menschen mit geistiger Behinderung beiträgt.
Ich stehe aktuell am Anfang des Projekts und benötige Ihre Meinung, was denken Sie davon?
Danke für die Inputs

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Hallo Albane,

kannst du das ein bisschen genauer beschreiben? Meinst du Cafés, in denen Menschen mit (und ohne) Handicap arbeiten? Geben tut es so etwas ja vereinzelt schon. Deine Idee ist, eine ganze Kette von Cafés zu etablieren?

Viele Grüße,
Holger

Hallo Holger,
vielen Dank für Deine schnelle Antwort.
Es hat mit einem Kaffee begonnen und mittlerweile gibt es bereits 6-7 Stück zum gleichen Konzept in Frankreich (sogenannte Familie).
Die Idee ist Behinderung sichtbar machen und Begegnungen fördern, indem sie arbeitsmarktfernen Menschen Arbeit in einem normalen Umfeld anbieten. Das heißt das Team ist hauptsächlich Menschen mit Handicap (Down Syndrom oder Autismus).
Alles ist bereits überlegt und angepasst, damit man sich wohl fühlen und sich weiter entwickeln kann, zB Schulung für jeden Berufe des Cafés usw.
Also das ist nicht meine Idee, aber ich frage mich, ob es interessant dies auch in Deutschland zu entwickeln? und deswegen frage ich hier.
Vielen Dank

Hallo AbaneC,
als Café-Kette kenne ich das nicht, wohl aber zum Beispiel von gemeinnützigen Trägern
wie hier:

https://www.kunstwerk-blisse.de/
https://cafe-schwartzsche-villa.de/restaurants/15728

Es gibt auch einige Hotels, die inklusiv arbeiten und ein Teil der Mitarbeiter eine Behinderung hat:

https://hotel-einsmehr.de/
https://hofgut-himmelreich.de/hotel-restaurant/

LG, amai

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Hallo Albane,

ich finde das schon interessant, auf jeden Fall! Wichtig ist natürlich, sich mit den deutschen Fördermöglichkeiten und arbeitsrechtlichen Fragen auseinanderzusetzen. Da ist sicher einiges anders als in Frankreich. Aber ich glaube, es gibt auch einige Unterstützung.
Ich kenne im Raum Würzburg auch einige Cafés, in denen v.a. Menschen mit psychischer Beeinträchtigung arbeiten. Träger sind da immer soziale Einrichtungen, wie das Erthal-Sozialwerk, die Diakonie oder auch Kolping.

Also ich fände es toll, das auszubauen!

Viele Grüße,
Holger

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Hallo Albane,

auch von mir ein herzliches Willkommen in unserer Community. Der Gedanke, Menschen mit einer Behinderung auf dem ersten Arbeitsmarkt zu integrieren, wird auch in Deutschland bereits an vielen Stellen umgesetzt. So wie Holger schrieb, stecken meistens Träger von Einrichtungen der Behindertenhilfe dahinter. Das hat seinen Sinn. Zum einen laufen dann die Projekte als Außenarbeitsplätze mit dem Schutz einer Einrichtung wie eine WfbM dahinter, d…h. die Beschäftigten kommen trotzdem in den Genuß von Leistungen des SGB 9 = Eingliederungshilfe, sowie weitere Leistungen der Kranken- und Pflegeversicherung und ein Rentenanspruch auf EU Rente nach mindestens 20 Jahren Beschäftigung. Zum anderen können die Betroffenen jederzeit wieder zurück in die „beschützende“ Werkstatt mit ihren berechtigten Ansprüchen als Sicherheit.
Angefangen hat es mit der Beschäftigung von überwiegend psychich Erkrankten. (Cafe Lilli Marlen, Main-Kinzig Werkstätten) oder auch in Seligenstadt. Beides sind Orte in Hessen. Menschen mit Down-Syndrom haben es je nach Einschränkung, heute auch schon auf den 1. Arbeitsmarkt geschafft. Es gibt aber auch genug Menschen mit einer geistigen Behinderung (wie auch bei dem Down-Syndrom), die leidenschaftlich gerne und auch gut, auf dem ersten Arbeitsmarkt ein Zuhause und Erfüllung finden. Der inklusive Gedanke steht für die Möglichkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt und zwar völlig gleichberechtigt, eine Stellung zu finden. Kann man natürlich nicht pauschalieren. Aber warum speziell Menschen mit Down-Syndrom und / oder Autismus? Autismus bietet sowieso ein sehr breites Spektrum. Es gibt heute auch bereits einige Cab-Märkte, die ein breites Warenangebot und teilweise sogar einen Lieferdienst stellen. Da steckt meist eine Lebenshilfe als Träger dahinter. Das Unterhalten und die Organisation eines solchen Betriebes, erfordert aber höchsten Einsatz. Finanziell und begleitend personell. Das BTHG, Bundesteilhabegesetz, fördert natürlich auch die Möglichkeiten, zeigt aber auch an vielen Stellen, dass die Umsetzung alleine nicht nur Sonnenschein ist. Gerade was die Möglichkeiten der Finanzierung einer Teilzeit-Stelle betrifft. Viele Menschen mit Behinderung brauchen aber ihre Ruhepausen, ergo, der Personalshlüssel muss entsprechend angepasst sein. Amai hat ja auch weitere Beispiele genannt. Begegnungsstätten, gerade in Form von Cafès sind immer eine gute Idee und, wenn nicht gerade der Pandemie geschuldet, Einschränkungen des Betriebes vorhanden sind, laufen diese auch gut. Ich würde empfehlen, Kontakt mit Anbietern der Behindertenhilfe Vorort aufzunehmen, zeitgleich auch mit Aktion Mensch, die womöglich sogar ein gutdurchdachtes, inkusives Projekt mit gutem Konzept, fördern könnte. Der Leistungsanbieter sollte einer sein, der auch eine WfbM betreibt. Dort kennt man sich mit den Regularien sehr gut aus. Auch werden Anbieter von Außenarbeitsplätzen gerne gesehen. Der Sinn einer WfbM (momentan läuft eine Petition und auch leider Shitstorm gegen diese Einrichtungen) ist facto der, dass die Menschen einfach unter einem gewissen Schutz stehen und nicht am Ende arbeitslos, mittellos und völlig hilflos auf dem ersten Arbeitsmarkt zugrunde gehen. Ohne diesem Angebot im Hintergrund, müsste eine von Behinderung, bzw. Einschränkung betroffene Person, regulär bis zum Renteneintrittsalter arbeiten, um dann in den Genuss einer kleinen? Rente zu kommen. Das kann aber der überwiegende Teil der Betroffenen gar nicht leisten, bzw. ist oft die LEbens- und leistungsdauer verkürzt. Das ist eine gewisse Art von Realität.

Bei weiteren Fragen, bitte melden.

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Vielen herzlichen Dank liebe Amai, solche unterschiedlichen Beispiele helfen mir weiter und werde deren fragen, wie sie das erfolgreich umgesetzt haben.

Liebe Kirsten,

Vielen herzlichen Dank für die sehr informative Antwort, die mir viele Gedanken gibt. Diese muss ich nun erstmal sortieren. Ich würde mich freuen, wenn ich mit Voranschreiten des Projekts hier weitere Fragen stellen dürfte.

Viele Grüße allerseits
Albane

Gerne Albane, wir sind ja hier im Sinne von Menschen mit Behinderung unterwegs. Das bedeutet auch, dass wir unsere eigene Erfahrung und unser Wissen, welches wir über viele Jahre auch auf- und ausgbaut haben, weitergeben. Gleichwohl auch hier die Möglichkeit bieten, Wissen als Unterstützung für andere, gesammelt aus vielen Beiträgen, Fortbildungen und auch aus eigener Erfahrung, weiterzugeben. Man lernt nie aus und gemeinsam kommen wir im Sinne von Menschen mit Behinderung auch weiter…Viel Erfolg im Tun.

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