Keine guten Nachrichten für die 56 Menschen mit Behinderungen, die im Wohnpflegeheim des St. Josefs Stift Eisingen im Landkreis Würzburg leben. Kurz vor Weihnachten musste die Einrichtung mit sechs Wohngruppen ihre Bewohnerinnen und Bewohner darüber informieren, dass man derzeit darum bemüht sei, eine Schließung Ende März 2025 zu vermeiden.
Ja, gestern wurden wir Eltern mit dieser Nachricht in einem Brief informiert. Ich persönlich durchschaue dabei manches nicht, bzw. bin es müde, Eltern immer wieder darauf hinzuweisen, dass nichts, aber auch gar nichts mehr einfach nur so läuft. Dass man aufstehen und kämpfen muss, sonst haben unsere Kinder und Angehörigen verloren. Ich glaube nur noch das, was ich selbst mit Wissen belegen kann.
Neue Infos aus Unterfranken zum Thema Einrichtungen für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf.
Komplexeinrichtungen mögen rentabler sein, bzw. in unserer heutigen Zeit überhaupt noch zu einer Alternative werden. Laut Verantwortlichen einer Komplexeinrichtung in Unterfranken, möchte der Leistungsträger die Einrichtungen aber nach Schweregrad der Betroffenen umsortieren, damit das Klientel unter sich ist und besser (fließbandmässig) versorgt werden kann. Dagegen habe ich auf einem Angehörigen Abend sofort das Wort erhoben, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass der Bezirk Unterfranken dieses wirklich so umgesetzt haben möchte! Es wäre menschenverachtend, respektlos, unwürdig und würde die Lebensqualität erheblich verschlechtern. Zudem wäre es eine so überhöhte Anforderung an das letztlich bereits nur noch vorhandene Personal. Ziemlich sicher und unter solchen Voraussetzungen könnte es nur noch sehr schwer mit Herz und Empathie seine Dienstpflicht erfüllen. Vakante Stellen, heute schon Alltag, würden zunehmen. Gewaltsame Übergriffe wie in Potsdam, könnte es die Türen öffnen. So eine Einstellung sollte in unserem Deutschland keinesfalls zum Alltag werden. Komplexeinrichtungen mögen die Finanzierung und den Erhalt der Fürsorgepflicht in heutiger Zeit einfacher gestalten und ein Minimum an Teilhabe sichern, aber eine angebliche Homogenisierung, das ist einfach no go und unvorstellbar! Back to the roots. T4 ist dann auch nicht mehr weit! Und ganz ehrlich und bitte, liebe Politik enttäuscht uns nicht, ich kann diesem Gedankengang auch nicht wirklich Glauben schenken. Letztendlich wäre es ein Verstoß gegen geltendes Recht. Noch können wir hinter unseren Kindern und Angehörigen stehen und die Rechte, die eine Demokratie mit sich bringt, auch in Anspruch nehmen. #bezirkunterfranken#teilhabeistkeinluxusinklusionteilhabe#teilhabestattausgrenzungkomplexeinrichtungen@lebenshilfe.bundesvereinigung
Na ja, die Ökonomisierung der Sozialen Arbeit beschreibt die zunehmende Einführung von wirtschaftlichen Denkweisen und Praktiken in den Bereich der Sozialen Arbeit. Dies beinhaltet eine stärkere Ausrichtung auf Effizienz, Wettbewerb und Kostenkontrolle.
Homogenisierung ist ein Prozess, der darauf abzielt, eine Mischung oder Substanz gleichmäßig zu verteilen und eine einheitliche Struktur zu schaffen. Dies kann auf verschiedene Weisen geschehen, je nach Anwendung, wie z.B. in der Lebensmittelindustrie, Biochemie oder bei der Klimadatenanalyse.
Und in der Behindertenhilfe nämlich durch ein zusammenlegen Gleichbetroffener, die dann ihrer Voraussetzung nach einheitlich und effektiv betreut werden können.
Ich weiß nicht, was in den Köpfen von wirtschaftlich orientierten Köpfen vorgeht. Zumindest hat der momentane Vorstoß nichts mit der Umsetzung des BTHG‘s zu tun, außer man gibt die Menschen mit komplexer Behinderung „zum Abschuss“ frei. Damit meine ich, dass man sie, also wie vorbildhaft im Dritten Reich ja geschehen, wieder aussortiert und schutzlos preis gibt. Diesmal natürlich nicht im Sinne der verwerflichen Rasse Hygiene, sondern um genau das Gegenteil zu beweisen und als pflichtbewusste Nation sich hinter allem unterstützend dahinter zu stellen. Nur nicht hinter den Schwächsten, meist nicht sprechenden und absolut hilflosen Menschen.
Ich frage mal, wie verwerflich und schäbig ist das?
Seit vielen Jahren warne ich davor, dass - im Widerspruch zu den Leitgedanken der Inklusion – Menschen mit hohem Hilfe- und Betreuungsbedarf spätestens nach Abschluss aller Bildungsmaßnahmen immer weiter ausgegrenzt werden. Der Unterschied zwischen dem propagierten politischen Anspruch und dem wirklichen Leben von Menschen mit schwersten Behinderungen ist enorm und wird immer größer.
Das gipfelt darin, dass behinderte Menschen in einigen Regionen ausschließlich nach ihrer Arbeitsfähigkeit (in der WfbM) verschiedenen Wohnformen zugeordnet werden und auch kein Anrecht auf den Besuch einer Tagesförderstätte haben.
Menschen mit komplexen Behinderungen wird durch diese Ausgrenzung, die nach der wirtschaftlichen Verwertbarkeit ihrer Leistungen erfolgt, die Normalisierung der Lebensbedingungen verweigert.
Würden die Politiker ihre Aufgaben verantwortungsvoll erfüllen, müssten sie durch ihr Reden und Handeln vermitteln, dass Menschen mit Behinderung mitten in die soziale Gemeinschaft gehören.
Die sich seit einigen Jahren zunehmende restriktive Haltung der politischen Entscheidungsträger spiegelt sich zudem noch deutlich im Umgang der zuständigen Behörden mit den Leistungsberechtigten wider. Diese können in vielen Fällen erst nach langen Kämpfen das ihnen zustehende Recht in Anspruch nehmen, und ihnen wird zunehmend und mehr oder weniger direkt Leistungserschleichung und Bereicherung unterstellt.
Als Eltern von Töchtern und Söhnen mit komplexen Behinderungen nehmen wir wahr, dass sich das Menschenbild in unserer Gesellschaft inzwischen so verändert hat, dass Menschen mit Behinderung in Zeiten leerer Kassen – wieder(!) - als finanzielle Belastung für die öffentlichen Haushalte dargestellt werden.
Trotz allem vermisse ich aber die Antwort der Träger! Ebenso der Verbände und wo bitte, treten denn die Selbstvertreter gerade zutage? Kann man die, oder möchte man sie jetzt nicht unterstützen? Vielleicht passt es auch nicht? Ich meine damit, in meinen Augen ist es mehr als bedenklich, Selbstvertreter durch Assistenz zu manchen Aussagen zu bringen, aber momentan offensichtlich die Assistenz dafür seitens der Unterstützer fehlt? Hat man jetzt vielleicht eher Angst, die Schwerstbehinderten könnten einem was vom Kuchen wegschneiden? Am Ende vielleicht sogar den größeren Teil? Bewundernswert, dass sich jetzt der Rat der Eltern und Angehörigen von der Bundesvereinigung Lebenshilfe mal getraut hat, den Mund aufzumachen. Haben wir da nicht schon aufgegeben, dass überhaupt was kommt?
Super, dass die sich mal getraut haben, den Ruf eines „Elternverbands“ und der Selbstvertreter, wenn sie denn in Erscheinung treten, gerecht zu werden. Bitte bleibt dran! Traut euch und stellt fragen. Fordert! Werdet laut!
T4 ruft mit lauter Stimme.
Noch deckt ein Mantel alles zu.
Da fängt die Glut schon an zu glimmen.
Entfacht das Feuer, kehrt ein die Ruh.
Wacht auf ihr Eltern und stellt die Fragen!
Wartet nicht, bis es zu spät!
Lasst uns versammeln und es wagen,
Bevor der Weg zuende geht.