In den Medien wird momentan überwiegend über die Energieverknappung diskutiert, dazu kommt der Fachkräftemangel auf vielen Ebenen. Eltern und Angehörige von vulnerablen Menschen bereitet die ganze momentane Lage sehr viel Angst vor der Zukunft ihrer zu Betreuenden. Es stellt sich zunehmend die Frage nach benötigtem Personal und zusätzlich kommt jetzt noch die Sorge um die Energieversorgung dazu. Von der nuklearen Gefahr durch den Krieg in Europa reden wir dabei noch gar nicht. Der Druck auf uns Angehörige steigt zunehmend. Wird es auch in den Einrichtungen über die kalte Jahreszeit hinweg warm genug sein? Wird es immer Strom geben für wichtige, stromabhängige Hilfemittel? Wird überhaupt das Personal noch zur Verfügung stehen, um die Wohngemeinschaften und Gruppen adäquat versorgen zu können? Ist der Weg zur Arbeit
(zwei Schichten täglich) noch finanzierbar? Probleme, sehr große Probleme vor denen die Behindertenhilfe in Deutschland steht. Die Energiekrise und auch der Fachkäftemangel kommen nicht von ungefähr. Dazu kommt noch, dass gerade Eltern von Kindern mit hohem Hilfebedarf seit Jahren auf die reduzierten Stellenschlüssel hingewiesen haben und immer wieder verzweifelt eine Anpassung forderten. Die Verbände haben so viel von Inklusion geredet und mit viel Fantasie von neuen Wohnwelten gesprochen. Einzelne haben auch dafür gemeinsam mit Eltern und Betroffenen gekämpft und einiges auf den Weg gebracht. Aber liegt bei den Menschen mit Behinderung nicht eine medienwirksame Ungerechtigkeit vor? Ich möchte sogar behaupten, dass Betroffene heute mehr denn je in Schubladen verfrachtet werden und man die auf gedeih und verderb mit Gewalt bereits am zuschieben ist. Ich könnte auf den Tisch hauen, wenn ich Beiträge von Selbstbetroffenen lese, die allenfalls von ihren Problemen letztendlich mit ihrem Wissen sprechen können und dabei nicht auf die Bedürfnisse von Menschen achten, die sich nicht selbst vertreten können und die erst gar nicht in die Öffentlichkeit hinauskommen. Weil sie die vielen (berechtigten) Gelder für eine Teilhabe und die Unterstützung erst gar nicht erreichen.
Jetzt ist das Kind sprichwörtlich in den Brunnen gefallen. Die Zweiklassen Gesellschaft tobt. Erste Wohngruppen stehen vor einer Schließung. Beschäftigte geben verzweifelt auf, weil sie einfach nicht mehr können. Die Angst zur Pflegeeinrichtung zu werden (zu verkommen?) und statt mit Menschen in Teilhabe zu leben und zu arbeiten, sich plötzlich unter sterilen Krankenhaus ähnliche Bedingungen wiederzufinden, lässt eine Fluktuation nach oben schnellen. Das System hat sie, die mit Herzblut und Empathie in der Pflege unterwegs waren und noch sind, einfach ausbluten lassen und das über Jahre hinweg. Denn nicht erst seit der Corona Krise klatscht man, man hätte viel früher zu klatschen, trommeln und pfeifen anfangen sollen. Nicht behindert zu sein ist kein Verdienst. Und Pflege brauchen in Deutschland und auf der ganzen Welt nicht nur kranke und altgewordene Menschen. Pflege und Teilhabe sind ein wichtiges Gut und eine Auszeichnung für einen Sozialstaat. In Deutschland hört und liest man viel darüber, wie teuer Pflege ist. Die verantwortlichen Leistungsträger in Vertretung der Person hinter dem Schreibtisch wissen vermutlich ganz genau, dass sie viele Jahre unterhalb der geforderten und auch benötigten Leistungen gefördert haben, damit die Ausgaben nicht ins unermessliche stiegen und sie mit gutem Gewissen einen guten Abschluss vorlegen konnten? Die Anforderungen hingegen, wurden immer höher geschraubt. Schichtdienste und Doppelschichten in Kauf genommen. Jetzt steht die Behindertenhilfe mit dem Rücken an der Wand, denn jetzt geben nach und nach auch die auf, die immer gesagt haben, wir können die hilflosen Menschen doch nicht einfach in Stich lassen. Das System selbst hat die Betroffenen schon vor Jahren angefangen auszusortieren. Die Guten in die Teilhabe und die Schlechten in die Pflege.
Quo Vadis Behindertenhilfe in Deutschland. Sicher gibt es eine, wenn nicht sogar die Lösung. Deutschland findet immer eine Lösung. Darin sind wir u.a. Weltmeister.