Gießen (-). Zahlreiche Weggefährten, Mitstreiter, Freunde und Vertreter aus Politik und Sozialwesen waren vor Ort, um zu lauschen, zu gratulieren und zu ehren, als Maren Müller-Erichsen kürzlich zur offiziellen und feierlichen Buchvorstellung ihres autobiografischen Werks „Geliebte Kinder“ lud. Der Ort der Veranstaltung, die Sophie-Scholl-Schule Gießen, war von Autorin und dem Adeo-Verlag um Verlagsleiter Detlef Holtgrefe, der auch die Moderation übernahm, gut und symbolträchtig gewählt: Denn die Gießener Schule, die im Jahr 1998 als innovative und später auch als national ausgezeichnete Einrichtung (u.a. Jakob Muth-Preis) an den Start gegangen war, ging in ihrer Entstehung, wie so viele Institutionen und Projekte, ganz wesentlich auf die Initiative Müller-Erichsens zurück.
Die „Grande Dame der Lebenshilfe“, wie die heute 84-jährige Aufsichtsratsvorsitzende der Lebenshilfe Gießen, ehemalige langjährige stellvertretende Bundesvorsitzende der Lebenshilfe und frühere Hessische Landesbeauftragte der Menschen mit Behinderung vielerorts liebevoll und anerkennend bezeichnet wird, hat ein ganz persönliches Buch veröffentlicht: Über den Kampf einer Mutter eines behinderten Kindes, Olaf Müller-Erichsen (*1975), der 2021 an den Folgen einer Corona-Infektion viel zu früh verstarb. Ein Buch über eine Frau, die in ihrem Leben auf zahlreiche Barrieren traf, sich aber niemals mit althergebrachten Strukturen zufriedengab, sondern diese bekämpfte, oftmals überwand und somit in vielen Belangen zu einer Pionierin und Vorkämpferin der Inklusion in Deutschland avancierte. Und dies bereits zu Zeiten, Mitte der 1970er Jahre, als Inklusion für viele Menschen noch ein Fremdwort war und die Belange von Menschen mit Behinderung in breiten Gesellschaftsschichten auf Gleichgültigkeit oder sogar Ablehnung stießen.Abgerundet wurde die Release-Feier durch ein Interview von Adeo-Programmleiterin Sarah Koller mit Maren Müller-Erichsen. Die Autorin berichtete, neben Erfahrungen aus dem Schreibprozess ihres ersten autobiografischen Werks, von den vielseitigen Impulsen für ihr fast 250 Seiten umfassendes Buch, das sich inhaltlich in erster Linie an dem Lebensweg ihres Sohnes und den damit verbundenen Herausforderungen, Barrieren, Kämpfen und Erfolgen orientiert. Angefangen bereits bei der Geburt Olaf Müller-Erichsens, die der damalige Arzt, aufgrund des Down-Syndroms des Babys, mit den menschenverachtenden Worten kommentierte: „Sie haben einen Idioten geboren.“
„Geliebte Kinder“ von Maren Müller-Erichsen, samt Essay von Winfried Kron, ist im Adeo Verlag erschienen und im Buchhandel erhältlich (20 Euro | ISBN-13: 978-3863343484).
Quellenangabe: Gießener Zeitung