Gesten gegen das Massensterben - Kranke Menschen zu Tode gehungert

Und wenn ich dann auf die heutigen Verhältnisse in Einrichtungen blicke, steigt in mir diese heimliche Angst hoch, die uns Eltern aus der Babyboomer Generation immer noch im Nacken sitzt. Natürlich bringen wir heute nicht mehr vorsätzlich Menschen um, nur weil sie behindert sind, oder auch z.B. einen Migrationshintergrund haben. Dennoch wurden unsere Vorfahren in der damaligen Zeit nicht aus der Entwicklung im Staat heraus angetrieben, etwas verändern zu müssen? Die Gesellschaft war im Wandel. Man suchte nach Schuldigen, an was gespart werden könnte und wie man wieder zu Wohlstand und Zufriedenheit kommen könnte. Es wurden die Schuldigen im System gesucht und auch schnell gefunden. Ein Menschenleben zu vernichten, nur weil es sich nicht an der Produktivität beteiligen konnte, sogar noch der Gesellschaft auf der Tasche lag? Nein, dass passte so gar nicht in das damalige Denken. Wir Eltern aus der Babyboomer Zeit wissen noch, dass es kaum ältere Menschen mit einer Behinderung gab. Das waren halt Exoten. Aber nicht nur sie, auch die jungen Menschen mit Behinderung sah man kaum auf der Straße. Man hörte vielleicht mal etwas von einem Bruder, der da auch in der Familie lebte, aber gesehen hat man diese Kinder kaum. Von Beziehungen und junger Liebe zu den gesunden Geschwisterkindern wurde abgeraten. Es könnte sich ja vererben. Sie wurden immer noch versteckt, behütet und man schämte sich. Man kam sich minderwertig vor und es war ein langer Kampf um den Stellenwert, den heute Betroffene in unserer Gesellschaft haben. Wir kämpfen heute um das Leben eines Betroffenen von vor der Geburt an und kämpfen auch heute noch für eine würdige Versorgung im Krankenhaus und für ein würdiges Lebensende mit qualifizierter Begleitung. Wir töten keine beireits geborenen Menschen mehr mit Spritzen, weil Eltern darum bitten. Und wir lassen sie nicht mit Hungerkost dahin vegetieren, damit sie halt dann mal einfach sterben. Harter Toback und eigentlich momentan nicht mehr ganz so weit weg, wie es eigentlich schon einmal war., oder? Wir brauchen viel mehr Personal in den Einrichtungen, um adäquat zu versorgen, oder? Einrichtungen müssen mit einfach angepaßt mit mehr Geld ausgestattet werden, um ein vitaminreiches und gutes Essen in ausreichender Menge seitens Träger anbieten zu können. Und es braucht die Zeit für eine gute und ruhige, menschenwürdige Nahrungsaufnahme. Es braucht eine Stimme, die ein Mensch mit Einschränkungen versteht. Es braucht Empathie.
Wie es einmal war und wie auch in der Greuelzeit Menschen mit Empathie um Menschenleben kämpften, kann man einem Artikel aus der Süddeutschen entnehmen.

Gesten gegen das Massensterben
In der Erlanger „Heilanstalt“ wurden kranke Menschen zu Tode gehungert. Aber es gab auch die Ärztin Annemarie Wettley, die das zu sabotieren versuchte - und trotzdem nach dem Krieg von Kollegen diffamiert worden ist.