Lehrermangel an Grund- Mittel- und Förderschulen

Wenn es nicht ein so ernstes Thema wäre, könnte man fast die Hand heben und evtl. Verantwortlichen einen Spiegel vorhalten. Vor 17 Jahren konnte man auf Eltern- und Betroffenenversammlungen hören, dass die neue Medizin bald viele Behinderungsbilder positiv, wenn nicht sogar gänzlich zum Guten beeinflussen, oder sogar verhindern könnte. Unter vielen betroffenen Eltern reichte es dafür nur für Unverständnis und Kopf schütteln. Genauso unverständlich die Zulassungsbeschränkung für das Lehramt im Bereich der Förderschulen. Minigruppen in den Hörsälen und dann auch z.B. gerade in Bayern war die Eins vor dem Komma gefordert, wollte man sich auf Grundschuldidaktik eintragen. Mit einem zweier Abi-Schnitt konnte man allenfalls vom Studium träumen.
Die Förderschulen indes, einst z.B. für 8 - 10 Kinder pro Klasse geplant, fingen im Zuge der Neunziger und Anfang des 20. Jahrhunderts an, aus allen Nähten zu platzen. Es wurden nicht weniger Schüler, sondern immer mehr. So verhält es sich, glaubt man den Statistiken, auch bis heute. Selbst die Inklusionsbewegung konnte dagegen kaum etwas ausrichten. Viele Eltern wollen sich lieber auf das altbewährte Förderschulsystem verlassen.
Die Medizin hat sich dahingehend entwickelt, dass immer mehr Kinder ihre Geburt und die ersten Lebensjahre überleben und auch aufwachsen und sich dabei entwickeln können. Was früher als Todesurteil galt, kann heute durch moderne Medizin, durchaus mit Lebensqualität ausgefüllt werden, selbst wenn die Schwere der Behinderung ebenfalls zugenommen hat.
Viele Pädagogen aus der Anfangszeit der Förderschulen (Die Schulpflicht für Menschen mit geistiger Behinderung fand Mitte der 60ziger Jahre ihren Anfang) sind in Rente gegangen und ein Generationswechsel wurde an vielen Schulen vollzogen. Es wurde dabei in den letzten Jahren immer mehr offensichtlich, dass viel zu wenig ausgebildete Lehrer eingesetzt werden können. Anfang 2000 mussten viele ausgebildete Lehrer im Förderschuldienst ohne Planstelle jeden Sommer zittern, ob sie wieder einen Vertrag bekommen und wohin sie versetzt würden. Keine schöne Vision von einem Traumberuf. Wen verwunderte es seinerzeit, dass so mancher fertig ausgebildete Lehrer das schöne Land Bayern verließ und in anderen Bundesländern sogar mit einer Planstelle belohnt wurde? Dann, im Zuge des offensichtlichen Mangels, wurde in Bayern alles eingestellt, was so an fertig ausgebildeten Lehrern auf dem Markt zu finden war.
Die Ausbildung an sich ist eine sehr harte „Schule“. Erst ein sehr aufwendiges Studium und dann das „Ref“. Weitere zwei Jahre wo es noch nicht um das Geld verdienen geht, sondern erst mal darum, überhaupt in diesem Beruf arbeiten zu „dürfen“! Fällt man durch, hat man Pech.

Es ist ein Kreuz mit der Politik und mit der Geschichte die das Leben selbst schreibt. Es ist ein altbekanntes Phänomen, Lehrerschwemme und im Gegenzug obligatorischer Lehrermangel. Meist liegen nur ein paar Jahre dazwischen.

Manchmal kann ein Traumberuf schwere Nebenwirkungen aufzeigen.

Hoffen wir mal, dass es nun durch Corona, nicht noch alles schlimmer wird.
Soviel zu meiner ganz persönlichen Meinung und zum Teil Erfahrung mit meinen eigenen Kindern mit und ohne Behinderung, die ich hier mal von mir geben wollte.

Nähere Infos zum Thema Schule in Bayern allgemein findet ihr unter diesem Link: Piazolo: Kein Regelbetrieb an Schulen bei zweiter Corona-Welle

Zum Thema Lehrermangel hier: Welche Folgen hat der Lehrermangel?

So ist es leider heutzutage :(( Studenten, die Pädagogik an der Uni studiert haben, treffen später die Entscheidung keine Lehrer zu werden :((