Patricks Arbeitsleben

Liebe Patiko,
es tut mir leid von den Problemen bei euch zu lesen.
Konnte man einen Grund für das aggressive Verhalten von Patrick der Kollegin gegenüber ausmachen? Ist das Verhältnis zwischen den beiden sonst gut oder gibt es da grundsätzlich Spannungen? Gäbe es die Möglichkeit evtl. die Gruppe zu wechseln oder zeitweise seine Arbeitszeit zu reduzieren, bis er sich bzw. die Situation in der Werkstätte wieder mehr stabilisiert hat?
Für deine Augenuntersuchungen und -gesundheit drücke ich dir fest die Daumen und wünsche dir das Allerbeste.
Das ist erst einmal wichtig, den Rest lasse auf dich zukommen.
Viele liebe Grüße
amai

Hallo liebe amai,
alles auf sich zukommen lassen ist leider leichter gesagt als getan. Ich mache mir schon so meine Gedanken. Aber die Augen haben Vorrang (muss mich grad ziemlich durch diese Nachricht quälen, da trotz neuer Brille die Nah Sicht total eingeschränkt ist /Fernsicht ist gut/ das stört auch sehr beim lesen…nur gut das meine PC Tastatur gut sichtbar ist).

Ob es wirkliche Auslöser gibt, weis ich gar nicht, aber ich denke da wird was sein was Patrick stört oder nervt.
Seine Gruppenleiterin erzählte in einem Gespräch, dass viele seiner Kollegen Patrick mehr oder weniger ständig, bei allem was er macht, ermahnen, dass er dieses oder jenes nicht tun soll. Das gibt natürlich „Nerv“ - Potenzial.
Grundsätzlich hat Patrick aber Probleme, wenn er mit mehreren zusammen ist, vor allem wenn keine Bezugsperson in der Nähe ist. Wenn wir zusammen unterwegs sind, fallen mir keine Probleme auf, sogar ein Konzertbesuch klappe vergangenes Jahr gut. Auch im Urlaub, wenn wir auf reisen sind, kommt er gut zurecht…Züge sind auch oft voll, das kann er gut meistern.

Theoretisch kann ich da nur spekulieren, bin ja nicht dabei. Und da die Gruppenleiterin auch nicht, da ja immer erst etwas passiert, wenn sie den Raum verlässt. Somit weis ich natürlich auch nicht ob manche Vorkommnisse nur aufgebauscht werden…

Deswegen bin ich ja zwiespältig
Einerseits ermahne ich Patrick natürlich, dass andere schlagen nicht in Ordnung ist
Andererseits frage ich mich was passiert, das Patrick mit Gewalt reagiert?

Das werde ich nächste Woche beim Gespräch hinterfragen.

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Heute war das Fallgespräch.
Zum Glück nicht nur mit erhobenen Zeigefinger, sondern sehr konstruktiv u. lösungsorientiert.
Theoretisch möchte man Patrick auch nicht unbedingt kündigen, aber natürlich war sein Verhalten nicht in Ordnung.
Ich konnte aber auch klarstellen, das Patrick, wenn er jemanden ärgert, dies nicht unbedingt als ärgern empfindet bzw. das Autisten allgemein Schwierigkeiten mit der Wahrnehmung u. dem Sozialverhalten haben.
Bei Patrick ist ja auch das Problem, er kann nicht sagen „Mir ist es grad zu viel“, was ja wahrscheinlich Auslöser für die Handgreiflichkeiten war. Das muss er noch lernen, sich rausziehen, bevor es eskaliert.

Seine Gruppenleiterin bzw. die Sozialarbeiterin wollen nun gucken, wie Patricks Arbeitsumfeld reizärmer gestaltet werden kann.

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Patricks Verhalten war die letzten Wochen sehr durchwachsen, teilweise wohl auch durch die Müdigkeit vom Antidepressivum, bedingt Ich habe an anderer Stelle schon geschrieben, das er dieses nun Abends nimmt, da er teilweise ganze Arbeitstage verschlafen hat. Da ist die Motivation und die Laune natürlich auch nicht die Beste, wenn man geweckt wird. Anders rum geht es natürlich nicht, dass Patrick mehr schläft als arbeitet. Ich hoffe das reguliert sich nun durch die Abendliche Gabe der Tropfen. Dann wird sein Verhalten hoffendlich auch wieder besser.

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Liebe Patiko,
ich wünsche eine gute Wirkung und das sich alles einspielt und das Medikament Patrick nicht mehr beeinträchtigt, als das es ihm nützt.
Liebe Grüße
amai

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Da hat sich leider auch noch nicht so viel geändert, Patricks Verhalten bleibt durchwachsen. Komischer Weise ist das seit dem Fallgespräch so, fällt mir auf.
Und ein Blick in sein Heft bestätigt das auch.

Heute war er wieder sehr beleidigend zu seinen Kollegen, hat wohl auch eine bedroht. Er äußerte wohl auch, nicht zum ersten Mal, ihm sei alles „Sch…egal“ und ihm sei langweilig.
Nur lässt sich nicht wirklich klären warum das so ist. Patrick selbst, kann dazu nichts sagen, aber ich denke, er nimmt oft selbst gar nicht wahr dass er anderen gegenüber beleidigend ist.

Inzwischen hat er ja einen anderen Sitzplatz (vorher konnte er den ganzen Raum überblicken), mit dem Rücken zum Raum, außerdem eine Trennwand und Kopfhörer, falls es ihm zu laut ist. Aber auch hier ist das Problem, dass Patrick es oft gar nicht merkt, das ihm etwas nervt oder stresst. Deshalb wohl auch sein unvorhergesehenen u. unbeherrschten Reaktionen.

Neben diesen Hilfen ist er nun auch jeden Tag bei der Sozialarbeiterin. Dort wird wohl auch über sein Verhalten geredet. Sicher ist das ein guter Weg, aber ich würde mir wünschen, bzw. hätte mir schon nach dem Fallgespräch gewünscht, das die Sozialarbeiterin mal auf mich zukommen würde, um gemeinsam zu Überlegen, was man noch machen kann.

Eventuell könnte ja auch sowas wie ein Sozialtraining (Verhalten) helfen, in Interaktion mit anderen. Patrick ist ja sicher nicht der Einzigste, der Probleme mit dem Verhalten hat

Aber ob die Werkstatt sowas leisten kann???

Hallo Diana,

eigentlich müsste sie es leisten können, aber aus der Erfahrung heraus verhält es sich oft so, dass wenn der Betreuungsaufwand zu umfassend wird, Besucher der Werkstatt auch rauskomplimentiert werden. Meist landen dann diese Menschen in den Tagesförderstätten, wo sie aber gar nicht, oder nur bedingt hingehören.
Ich wünsche euch mal, dass ihr gemeinsam den richtigen Weg finden werdet. Vielleicht wäre ein Aussenarbeitsplatz auch eine Lösung, oder ein Versuch nochmal wert? Evtl. ergeben sich da bei euch Möglichkeiten Vorort? Die Landesgeschäftsführerin der Lebenshilfe Brandenburg, ist eine sehr engagierte Frau und vorbildlich unterwegs auch für Menschen, die sich nicht immer einfach anpassen können, oder im Verhalten auffällig sind. So wie du es schreibst, scheint man ja auch schon vieles für Patrick unternommen zu haben. Ich drücke euch weiter die Daumen für euren Weg.

Moin Kirsten,
ja, man müsste rausfinden, was stört oder die Auslöser für sein schlechtes Verhalten sind. Patrick hat ja auch schon gezeigt, dass es klappt mit ihm, vor dem Fallgespräch und auch zwischen den Vorfällen die passiert sind.

Nur ich bin nicht dabei, und kann da keine Punkte benennen, Patrick selbst auch nicht. Das macht es schwierig. Da hilft nur beobachten, nur bei einer Gruppenleiterin für 15 Leute funktioniert das auch nicht.

Guten Morgen Patiko,

das stimmt. Aber gut ist ja auf jeden Fall, dass du/ihr auf die Suche geht! Es gibt bestimmt einen Grund, warum Patrick so reagiert.

Ich drücke euch auch die Daumen, dass ihr einen guten Weg findet.

Liebe Diana,

bei meinem Enkel verhalten sich Medikamente oftmals kontraproduktiv. Vielleicht hat sich bei Patrick auch durch die Pubertät etwas verändert und z.B. das Risperdal ist nicht mehr Mittel der ersten Wahl. Ebenso das Medikament gegen die Depression. Mein Enkel ist auch depressiv und war sogar schon selbstmordgefährdet. Durch eine Umstellung, ich meine er bekommt jetzt das Medikinet und es ist alles besser geworden. Aber mit den Medikamenten bei Autismus kenne ich mich nicht wirklich aus. Es fiel mir nur eben ein.

Hallo Kirsten,
daher wird das Risperdal ja auch reduziert bzw. dann sicher auch komplett abgesetzt, da Patricks Dosis ja unter dem Wirkspiegel lag. Dauert halt auch immer etwas.
Das Paroxetin nimmt er seit etwas mehr als 2 Jahre, ob dies im Endeffekt dann ausreichend ist, muss sich zeigen.

Heute war Patrick in der WfbM wieder so extrem in seinem Verhalten…
Wieder war er beleidigend und hat seine Kollegen bedroht…und es heißt, wenn noch mal etwas vorfällt, wird Patrick beurlaubt.

Und wieder mal frage ich mich, was da los ist, das Patrick so reagiert…
Ich sage ihm eigentlich immer wieder, er soll sich auf seinen Arbeitsplatz und seine Arbeit konzentrieren, (u. die Kollegen ignorieren) das kann er aber offensichtlich auch mit der Trennwand und den Kopfhörern nicht.

Eigentlich mag ich gar nicht mehr in sein Heft gucken, letzte Woche war es auch schon eher mittelmäßig. Seine Gruppenleiterin ist ja auch grade nicht da, vielleicht ist auch das mit ein Grund. Die Vertretung kennt Patrick auch.

Ich habe nun doch mal angedeutet, ob ein Sozialtraining helfen Könnte, das Patrick sein Verhalten in den Griff bekommt.

Ich hoffe, dass die Werkstatt im Endeffekt, nicht den scheinbar einfachen Weg wählen wird

Liebe Diana,
das tut mir für euch beide so leid. Gerade weil du so engagiert bist und versuchst, alles für deinen Sohn zu tun, damit es ein gegenseitiges gutes Verhältnis ist. Wenn die Werkstatt den einfachsten Weg wählt und sich nicht mehr kooperativ zeigt, das passiert leider eben immer wieder, dann versuche es über den Landesverband. Bei euch ist dieser doch auch Träger von Einrichtungen? Vielleicht weiß man eine Lösung. Frau Meffert, die Landesgeschäftsführerin, ist für mich eine äußerst wertvolle Lebenshilfe Aktivistin. Geschäftsstelle