Einrichtungen der Behindertenhilfe klagen über eine dramatische Personallage. Angehörige berichten, Behinderte würden oft mehr verwahrt als betreut. Überlastete Fachkräfte wollen aus dem Beruf aussteigen. Es droht eine Abwärtsspirale. #Pflegenotstand
Quelle und kompletter Text mit Link zu einer Petition:
Hallo Inge,
ich kann das mit dem Ausstieg von Fachkräften leider aus eigener Erfahrung in der Familie bestätigen. Diese Person hat ihre Arbeit mit den behinderten Menschen sehr gerne gemacht. Aber trotz Teilzeit und eigenen gesundheitlichen Einschränkungen wurde sie vom Träger ohne Rücksicht zu Überstunden, ständigen Wochenenddiensten und Einspringen gezwungen. Es haben sich so viele Überstunden angesammelt, dass man den Urlaub nicht nehmen konnte, weil die Stunden dann irgendwie verfallen wären, der Urlaub wurde dann ausgezahlt statt das er genommen werden konnte.
Der Hauptgrund war jedoch die sehr bittere Einsicht, dass man den Menschen dort nicht mehr gerecht werden kann und das System der gefährdenden Pflege weiter mit aufrecht erhält. Es gab ständig ein schlechtes Gewissen und die Angst, dass z.B. während man allein mit den Bewohnern ist und jemand pflegerisch im Bad aufwändig versorgt werden muss (duschen und Windelwechsel mit notwendigen Hilfsmittel Lifter weil Lähmung) ein sehr mobiler und öfters fremdaggressiver anderer Bewohner in der Zwischenzeit seine Mitbewohner drangsaliert oder sogar verletzen könnte. Oder jemand in der Zeit stürzt oder sich sonstwie verletzt, andere in der Zeit irgendwie anfangen den Kühlschrank zu plündern oder versuchen wegzulaufen.
Zeit für den sozialen Kontakt und Zusammenhalt fördernde Dinge wie Ausflüge und Spiele, die auch den Alltag auflockern, die Bewohner fördern gab es auch eigentlich nicht mehr, die Atmosphäre verschlechterte zusehends.
Selbst beim Essen wird immer mehr gepart, gab es früher ab und an selbstgebackenen Kuchen (teils mit den Bewohnern zusammen gebacken) muss man heute wohl froh sein, wenn der billige Fertigkuchen überhaupt für alle reicht.
Menschenunwürdig und traurig für beide Seiten, aber die behinderten Menschen können sich alleine nicht mal wehren, wenn es keine engagierten und aufmerksamen Angehörigen gibt und auch die können zwar ausreichend Personal einfordern und Mißstände aufdecken aber auch kein Personal herzaubern.
Es braucht eine auskömmliche Bezahlung , bessere Personalschlüssel und viel mehr Wertschätzung in der Gesellschaft für ALLE Pflegeberufe. Übrigens auch die Bedingungen für die pflegenden Angehörigen müssen dringend verbessert werden , insbesondere wenn man den Notstand in der professionellen Pflege betrachtet.
Die Not und die Mißstände sind seit Jahrzehnten bekannt jedoch ändert sich nichts, weil man dieses Thema viel zu wenig beachtet und zu wenig tut in der Politik.
LG,amai