Pflegende Angehörige oft vergessen und finanziell nicht entlastet

Viele Menschen denken bei dem Begriff Pflege an die Pflege im Pflegeheim. Besonders deutlich wurde das in der Corona Pandemie, denn wenn dort von pflegebedürftigen Menschen berichtet wurde, kamen immer wieder nur die Bilder aus Pflegeheimen. Dabei wird eine Gruppe von Menschen vergessen, die immerhin 80 aller pflegebedürftigen Menschen ausmacht. Es sind die Menschen. die zuhause gepflegt werden. Meist von den direkten Angehörigem oder anderen ihnen direkt verbundenen Menschen…]

Quellangabe und ausführlicher Text: EU Schwerbehinderung.de 10.05.2021

In einer modernen Zeit, oder der in der wie leben, wird man gerne von jüngeren Menschen darauf hingewiesen, dass altes längst überholt sei. Und doch blickt man manchmal zurück und fragt sich, wie man so manches eigentlich geschafft hat? Wie haben es unsere Mütter und wir teilweise selbst, eigentlich vor der Erschaffung der Pflegeversicherung geschafft, unseren Haushalt, Garten, hilfebedürftige Kinder und zeitgleich auch noch Eltern und manchmal sogar die Großeltern zu versorgen? Zu Zeiten, wo noch nicht jeder eine elektrische Waschmaschine hatte und eine Schleuder separat bedient werden musste. Wäschetrockner gab es noch nicht und Bettwäsche, Handtücher, Taschentücher mussten noch gestärkt und gebügelt werden, wollte man eine vorbildliche Hausfrau sein :wink: Wie hoch ist eigentlich das Pionier Verhalten dieser Generationen nach dem 2. Weltkrieg einzuschätzen? Waren es unterdrückte Frauchen am Herd unter Aufsicht des Ehemannes :-(? Damals kämpfte man nicht um die Rechte auf Unterstützung und Entlastung, sondern eigentlich in erster Linie um das Leben der Kinder und hatte dabei manchmal sogar den Vater gegen sich! Kinder die zuvor einfach in eine scheinbar wohlwollende Obhut des Deutschen Staates genommen wurden, um dann am Ende zeitnah gänzlich zu verschwinden? Mütter wurden seinerzeit nicht gefragt, wie sie das alles schaffen, sie hatten es zu tun. Man erwartete es von ihnen, es gehörte zu ihren Pflichten. Was können und könnten sie uns heute noch erzählen, wie sie die Anfänge der Schulpflicht für Menschen mit Behinderung erlebten? Menschen mit Glasknochen finden sich oftmals ganz vorne in der Behindertenbewegung. Wenn man sie erzählen hört, spürt man die Kraft und die Wärme der Mütter heute noch. Diese Frauen und heute auch viele Männer, letztere oftmals selbst von einer Behinderung betroffen und sich völlig selbst vertreten können, finden sich auch heute immer wieder. Wohl kennen sie in der heutigen Zeit die Geschichte der Behindertenhilfe nur vom erzählen, wertschätzen dabei auch nicht immer den Erfolg, dessen Grundsteine und Wurzeln erst längere Zeit nach dem 2. Weltkrieg zu finden sind, aber sie gehen kraftvoll und engagiert weiter. Wir brauchen diese starken und mutigen Menschen an der Front. Manchmal ist ihr Tun ähnlich dem von Don Quichotte - ein Kampf gegen Windmühlen.
Die Stimmen sind aber lauter geworden, sind mehr geworden und man steht heute auch zu einer Behinderung und schätzt den Wert eines jeden Lebens. Der früher oft ausgesprochene Satz: „Wäre es nicht besser gewesen, wenn das Kind bei der Geburt gestorben wäre?“, findet (sollte) heute keinen Raum mehr und gehört der Vergangenheit an.
Die Pflegeversicherung entlastet und unterstützt seit 1994 Betroffene und Angehörige von Menschen, die in der Pflege zuhause betreut werden, aber auch ebenso Menschen, die im stationären Wohnen wohl untergebracht, aber immer noch und gerade in Zeiten wie jetzt in der Pandemie, auch nach wie vor ein zweites Zuhause bei ihren Angehörigen haben. Manchmal fühle ich mich persönlich in der letzten Zeit etwas enttäuscht, wenn immer wieder auf den Vergleich stationäres Wohnen und Pflege, sowie Pflege im häuslichen Bereich aufgebaut wird. Die emotionale Belastung von Eltern und ihren Kindern dürfte sich mit Sicherheit die Waage halten beim Vergleich, ob das Kind zuhause, oder in einer Einrichtung lebt. Die Entlastung zuhause für Pflegende muss und sollte mindestens in vollem Umfang erhalten bleiben und muss auch ausgebaut werden. Wir alle wissen, dass Wohn(t)räume außerhalb des Elternhauses, nur schwer zu finden und auch nur mit viel Einsatz von allen Seiten möglich sind. Hier treten dann auch wieder die aktiven Eltern deutlich hervor. Man darf nicht warten, dass etwas auf einem zukommt. Man muss auch in unserer heutigen Zeit, immer wieder und für unendlich vieles kämpfen.
Fazit: Früher wurde um den Erhalt und das Recht auf Leben für Menschen mit Behinderung gekämpft. Heute ist das Leben gesetzlich geschützt und man kämpft um die Qualität des Lebens und der Lebensgestaltung. Was wir noch nicht so ganz dabei gelernt haben, die Lebensqualität unserer Mitmenschen mit Behinderung ist nach wie vor abhängig davon, wie wir denken, sprechen und handeln.