Suche Anwalt für Sozialrecht

Hallo!

Ich bin „neu“ hier und kam über einen Tipp der EUTB Würzburg auf dieses Forum.

Ich bin auf der Suche nach einem kompetenten Anwalt für Sozialrecht und vermute mal , dass hier (leider) die ein oder andere Familie diese Suche bereits hinter sich hat und mir einen Tipp geben kann.

Kurze Zusammenfassung „unserer Geschichte“ bzw. Hintergrund meiner jetzigen Suche:

Unsere Tochter ist mittlerweile 16 Jahre alt und hat das Rett-Syndrom. Sie wurde zunächst in einer Schule für geistige Entwicklung eingeschult - damals bereits mit Schulbegleitung. Sie kann sich mittels FC („gestützter Kommunikation“) ausdrücken, worin sich die Schulbegleiterin und einige Lehrkräfte der o.g. Schule in einem Kurs unserer Logopädin auch fortgebildet haben.

Nach den ersten 4 Jahren dort, riet uns sowohl die engangierte Klassenlehrerin, als auch die Rektorin zu einem Wechsen in eine Schule für Menschen mit Körperbehinderung, da sich unsere Tochter dort viel besser weiterentwickeln bzw. einen Abschluss machen könne. Also machten wir uns, gemeinsam mit der damaligen Klassenlehrerin, auf die Suche und „bewarben“ uns in einer Schule für Menschen mit Körperbehinderung.

Dort stellten wir (Eltern) uns und unsere Tochter, gemeinsamt mit ihrer Schulbegleiterin, vor. Wir Eltern sprachen mit der Schulleitung, unsere Tochter wurde (gestützt von ihrer Schulbegleiterin) „getestet“, ob sie für die Schule geeignet wäre. Am Ende bekamen wir ein „sonderpädagogisches Gutachten“, dass eine Beschulung unserer Tochter im Bereich der Mittelschule (gestützt von ihrer Schulbegleitung) empfahl - und unsere Tochter wurde an der Schule angenommen.

So weit so gut.

Im Laufe der Jahre ließ die Schule immer wieder mal durchblicken, dass das gestützte Schreiben unserer Tochter ausschließlich mit der Schulbegleiterin ein Problem sein könnte. Unsere Hinweise und Angebote, eine Lehrkraft zu einem Kurs unserer Logopädin zu schicken (wie es die vorherige Schule auch tat), wurden ignoriert. Unser Angebot, dass unsere Logopädin auch in die Schule käme, wurde ignoriert. Unser Angebot, dass wir auch den Kurs bei der Logopädin bezahlen würden, wurde ignoriert.

In der 8. Klasse gipftelte es schließlich darin, dass die Schulbegleiterin in den Schulaufgaben einfach nicht mehr stützen durfte, was natürlich einen rapiden Absturz der Leistungen unserer Tochter zur Folge hatte, da sie ohne -geschulte- Hilfe nicht zeigen kann.

Gespräche mit der Schulleitung und dem zuständigen Herrn vom Bezirk ergaben das „Angebot“, dass unsere Tochter doch „einfach“ vom Lehrplan der Mittelschule in den Förderlehrplan Lernen wechseln solle.

Letztendlich verließen wir die Schule und fanden nach laaaaaanger und auch tränenreicher Suche EINE private Mittelschule, bei der sich unsere Tochter aktuell in der 9. Klasse auf den „Quali“ vorbereitet.

Nach einem Telefongespräch mit o.g EUTB Würzburg wurde mir nahegelegt, dass ich auf jeden Fall mal mit einem Anwalt darüber sprechen sollte. Meiner Erfahrung nach sind hier Eltern mit ähnlichen Erfahrungen die besten Ratgeber. Darum habe ich mich hier angemeldet und hoffe auf Antworten.

Aber auch so finde ich diese Homepage sehr informativ und bin froh, dass ich auf sie aufmerksam geworden bin.

Vielen Dank für das Durchlesen meines nun doch etwas längeren Textes und beste Grüße
Stefanie Meier

Hallo Stefanie,

willkommen bei Intakt.
Da habt ihr auch einige bürokratische Behinderungen hinter euch und ich drück euch die Daumen, dass eure Tochter in der privaten Mittelschule die erforderlichen Bedingungen hat, um ihren „Quali“ erwerben zu können.
Einen Anwalt kann ich euch nicht empfehlen, aber ich hoffe, ihr bekommt von anderen Eltern noch passende Informationen.
Es gibt Verbände, die Anwälte auf ihren Homepages empfehlen: Forsea, Nitsa und Netzwerk Artikel 3.
Vielleicht wirst du hier ja schon fündig und kannst eure Erfahrungen an andere Eltern mitteilen.

Herzliche Grüße von Inge (mit Annika *1983 - Rett-Syndrom)

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Guten Morgen,

vielen herzlichen für die Tipps. Da werde ich mich gleich mal durchklicken

Einen schönen Sonntag, Stefanie

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Hallo Stefanie,

seid ihr bei eurer Suche schon weiter gekommen?

Ist denn eure private Schule berechtigt, den Quali abzunehmen oder bereitet sie nur darauf vor und die Schüler müssen die Prüfung dann an einer staatlichen oder kommunalen Schule als externe Prüfungsteilnehmer ablegen. Wenn es letzteres ist, dann ist letztere Schule eure Ansprechpartnerin für die Fragen der Prüfung.

Also so wirklich einfach ist das nicht, aber das habt ihr ja schon erfahren. Es gibt laut der Bayerischen Schulordnung §33 (3) 10 die Möglichkeit „ bestimmte Formen der Unterstützung, die der Schülerin oder dem Schüler durch eine Begleitperson gewährt werden, zuzulassen.“ Das wäre das, was ihr braucht.
Problematisch bei euch ist, dass die Begleitperson eine bestimmte, sehr seltene Qualifikation benötigt. Die zentrale Frage ist, wer dafür zuständig ist, diese Begleitperson zu stellen. Einen (amtlich vereidigten) Gebärdendolmetscher würde die Schule bekommen. Aber bei Stützern ist das anders.
Die Schule muss natürlich sicher gehen, dass kein Unterschleif betrieben wird - und das ist das zentrale Problem beim Stützen. Es wäre aus meiner Sicht notwendig, dass zunächst ein „Sachverständiger“ bestätigt, dass ein Stützer nötig ist, und dann müsste geklärt werden, ob entweder eine Form des Stützens möglich ist, bei dem der Stützer inhaltlich nichts beitragen kann, und/ oder es müsste ein unabhängiger Stützer gefunden werden, der sozusagen unverdächtig ist, deiner Tochter zu helfen, also z.B. eine Lehrkraft.

Wenn eine solche Konstellation gefunden werden kann, dann müsste ein Antrag auf Nachteilsausgleich bei der prüfenden Schule gestellt werden. Diesen würde ein Mitarbeiter des MSD für im Rahmen eines Sonderpädagogischen Gutachtens / einer Sonderpädagogischen Stellungnahme auf Basis der anderen Dinge begründen.

So oder so ähnlich könnte der Weg sein. Aber der Teufel steckt im Detail…

Viele Grüße,
Holger

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