„Es kann doch nicht sein, dass ich einem 40-jährigen Bewohner sagen muss, er muss zurück zu seiner 80-jährigen Mutter, weil kein Personal mehr da ist“, sagte Dr. Michael Knauth, Geschäftsführer der Körperbehinderte Allgäu. Ob nicht die Absenkung des hohen Standards zumindest temporär möglich sei? Knauth sprach von einer sozialpolitischen Spaltung, bei der einige „voll umfänglich versorgt“ und andere „gar nicht versorgt“ seien…]
Wenn die Rahmenbedingungen oder das Gehalt nicht passen, findet man nur schwer Mitarbeiter:innen.
Wenn die Rahmenbedingungen und das Gehalt nicht passen, findet man keine Mitarbeiter:innen.
Was ist uns soziale Arbeit wert?
In mindestens einer Wohneinrichtung eines Anbieters im Rahmen der Behindertenhilfe aus Würzburg, kommen bereits Zeitarbeitskräfte zum Einsatz. Diese Firmen locken mit lukrativeren Arbeitsbedingungen, sowie auch angepassten und freundlicheren Dienstzeiten. Haben die nicht angepassten Personalschlüssel der vergangenen Jahre, im Prinzip sogar mitgeholfen, dass ein wichtiger Arbeitsbereich nun vor dem Zusammenbruch steht? Warum haben Einrichtungsanbieter sich immer dem Druck der Einrichtungsträger, bzw. Träger der Eingliederungshilfe gebeugt? Mit Stuhlkreis und Meetings haben Pädagogen das Problem geschaffen, dass Menschen mit hohem Hilfebedarf mittlerweile überwiegend von Hilfskräften versorgt werden.
Die Schwächsten im Glied, die, die sich nicht wehren können, die niemand anhört und deren Eltern zu viel? Empathie besitzen, leiden nun noch mehr im (gewollten?) System.
Das Personal vor Ort ackert bis zum BurnOut und stützt damit das marode System.
Das ist so unfassbar bitter. Seit 30-40 Jahren rennt die soziale Arbeit in den Fachkräftemangel und die Entscheidungsträger verschließen nach wie vor Augen und Ohren.
Die Einrichtungen selbst machen m.E. den Fehler, dass sie keine „Negativ-Schlagzeilen“ produzieren wollen und verschleiern den Personalmangel nach außen - insbesondere, wenn hochrangige Politiker die Einrichtung besuchen.
Heile Welt in der (Beinahe-)Katastrophe.
Und aus der Beinah Katastrophe ist in Bayern, zumindest teilweise in manchen Bezirken, nun bereits die Katastrophe eingetroffen. Für mich stellt sich daher zunehmend die Frage, inwieweit eine Wirtschaftsmacht Einfluss auf die soziale Entwicklung eines Landes ausüben kann, bzw. welche Folgen eine wirtschaftlich (kapitalistisch) orientierte Politik, in der Entwicklung der Behindertenhilfe nach sich ziehen kann? Ergo, ist beides gegeneinander aufzuwiegen, oder gibt es immer einen Verlierer? Warum sagen die Träger und Verbände nicht endlich die Wahrheit und zeigen den Verantwortlichen in der Politik auf, dass es für Menschen mit einem hohen Hilfebedarf einfach viel mehr Geld und Unterstützung braucht, um überhaupt von einer angemessenen Versorgung reden zu können? Solange alle alles deckeln und irgendwie hinkriegen, braucht es doch auch gar keine Anpassung und Veränderung, oder?