Jugend- und Erwachsenenalter
Wo kann mein Kind arbeiten?
Stand: 10.10.2024
Das Ende der Schulzeit bedeutet für jeden Jugendlichen oder jungen Erwachsenen, dass dieser sich Gedanken über den weiteren Lebensweg machen muss. Vielleicht machst auch Du dir als Elternteil gerade schon Gedanken, welche Möglichkeiten für dein Kind mit Behinderung in Fragen kommen. Eine davon ist der Einstieg in die Arbeitswelt und in das Berufsleben. In diesem Fachbeitrag bekommst Du einen ersten diese verschiedenen Möglichkeiten und erhältst Ansprechpartner und Anlaufstellen.
Bildquelle: © Nathan Anderson / unsplash.com
Was bedeutet der Übergang ins Arbeitsleben?
Der Abschluss der Schule und ein anstehender Übergang in die Arbeitswelt ist sowohl für dein Kind als auch für dich vielleicht mit einigen Fragen und teilweise auch Unsicherheiten verbunden. Oftmals sind die Möglichkeiten, die dein Kind in Anspruch nehmen kann, unklar und es fehlt eine Vorstellung, wie dieser Übergang und die Suche nach einer geeigneten Arbeitsstelle aussehen kann.
Einer beruflichen Tätigkeit nachzugehen ist für viele Menschen von großer Bedeutung. Berufstätig zu sein bedeutet nicht nur Geld zu verdienen, sondern bringt noch einige andere Aspekte mit sich, wie:
- Selbstständigkeit
- Unabhängigkeit
- soziale Teilhabe
- Anerkennung
- Strukturierung des Tagesablaufs
Welche Arbeitsmöglichkeiten gibt es?
Der allgemeine Arbeitsmarkt
Leider ist es für viele Menschen mit Behinderung immer noch sehr schwer einen Arbeitsplatz auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu finden. Derzeit arbeiten nur etwa 4,6 % aller Menschen mit Schwerbehinderung auf dem ersten Arbeitsmarkt. Allerdings gibt es einige Förderprogramme und Unterstützungsleistungen, die es Menschen mit Behinderung leichter machen sollen, einen Platz auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu finden.
Unter dem allgemeinen Arbeitsmarkt versteht man den gängigen Stellenmarkt, wie beispielsweise die Jobangebote auf digitalen Jobbörsen. Für die Vermittlung von Menschen mit Behinderung gibt es zum einen spezielle Berater bei der Agentur für Arbeit und auch besondere Dienststellen auf Ebene der Regierungsbezirke. Die Integrationsfachdienste (IFD) leisten Unterstützung bei der alltäglichen Arbeit im Betrieb und können Menschen mit Behinderung über die Arbeitsassistenz in Anspruch nehmen.
Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM)
Menschen mit einer Behinderung, die wegen der Art oder Schwere ihrer Behinderung nicht, noch nicht oder noch nicht wieder auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tätig werden können, haben die Möglichkeit in einer WfbM zu arbeiten. Die Arbeitsplätze in Werkstätten werden durch staatliche Träger und Verbände bezuschusst.
In diesem Video der Lebenshilfe Ansbach auf YouTube erhältst Du einen Einblick in eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Weitere Informationen zur WfbM erhältst Du auch in unserem Fachbeitrag „Werkstätten für Behinderte Menschen“.
Andere Leistungsanbieter (aLA)
Andere Leistungsanbieter können Menschen mit Behinderung unterstützen, indem sie ihnen dabei helfen, passende Arbeitsplätze am ersten Arbeitsmarkt zu finden, die ihren individuellen Stärken und Fähigkeiten entsprechen und sie dann dort am Arbeitsplatz unterstützen. Einige Leistungsanbieter können auch selbst als Arbeitgeber auftreten und spezielle Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen bereitstellen. Auf der Seite von REHADAT findest Du eine Auflistung von Anbietern. Weitere Informationen zu anderen Leistungsanbietern erhältst Du auch auf der Seite der Bundesarbeitsgemeinschaft für Unterstützte Beschäftigung.
Inklusionsunternehmen
Menschen mit Behinderung können in Unternehmen und Betrieben angestellt werden, die speziell dafür gegründet wurden. Zu diesen gehören beispielsweise die Inklusionsunternehmen und unternehmensinterne Inklusionsabteilungen und Inklusionsbetriebe, zusammen auch folgend Inklusionsprojekte genannt. Hier arbeiten Angestellte mit und ohne Behinderung zusammen.
Die Ziele der Inklusionsprojekte sind vorrangig zum einen die Beschäftigung der Menschen mit Behinderung und zum anderen die Unterstützung bei der Vermittlung zu anderen Unternehmen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Ebenfalls findet hier eine arbeitsbegleitende Betreuung statt und soweit erforderlich, werden auch Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung durchgeführt. In Bayern gibt es zahlreiche Inklusionsprojekte, die in verschiedenen Branchen von der Gastronomie über den Einzelhandel bis hin zum Handwerk aktiv sind. Auf der Seite rehadat.de (PDF-Download) findest Du ein Verzeichnis der aktuellen Inklusionsbetriebe in Bayern und ganz Deutschland.
Weitere Möglichkeiten
Auch der Besuch einer Tagesförderstätte oder der Beginn eines Studiums oder Ausbildung sind möglich.
Wer hilft weiter?
Die Agentur für Arbeit ist für dich und dein Kind der Ansprechpartner bei allen Fragen zur Berufsausbildung und Arbeit.
Nähere Informationen findest Du auf der Seite der Agentur für Arbeit.
Du kannst dich auch an eine Ergänzende Unabhängige Teilhabeberatung wenden. Die Beratung ist kostenfrei.
In unserem Fachbeitrag "Unterstützungsleistungen für Menschen mit Behinderung im Arbeitsleben" findest Du noch weitere Informationen.
Weiterführende Informationen
- Onlineartikel auf der Seite zeit.de “Warum es für Menschen mit Behinderung so schwer ist, auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu kommen”
- Ausführliche Informationen zur Beschäftigung schwerbehinderter Menschen im ABC Fachlexikon der Integrationsämter
- Einblick in das das Theater Augenblick in Würzburg, ein eigenständiger Fachbereich der Mainfränkischen Werkstätten. Schaut euch doch mal um, welche Möglichkeiten es vielleicht auch bei euch in der Umgebung gibt.
Quellenverzeichnis
- https://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/Downloads/DE/publikationen/Expertisen/Expertise_Zugang_zum_Arbeitsmarkt.pdf?__blob=publicationFile
- https://www.arbeitsagentur.de/menschen-mit-behinderungen/persoenliche-beratung
- https://www.bagwfbm.de/page/41
- https://www.integrationsaemter.de/pdf/Fachlexikon.pdf
- https://www.integrationsaemter.de/Ziel-Erster-Arbeitsmarkt/217c1545i1p62/index.html
- https://www.lebenshilfe.de/fileadmin/Redaktion/PDF/Teilhabe/Teilhabe_4_2021_Seite148-152_PeterZentel_SusanneMaass_AndereLeistungsanbieter.pdf