Welche Beratungsstellen gibt es?

Unterstützung für Familien

Welche Beratungsstellen gibt es?

Stand: 11.09.2024

Beratungsstellen bieten individuelle Unterstützungs- und Hilfeleistungen an. Ratsuchende werden in diesen Stellen beraten und erhalten Unterstützung bei der Lösungsfindung. Im folgenden Fachbeitrag erhältst Du ausführliche Informationen darüber, was Beratung eigentlich ist, welche Anlaufstellen es gibt und an wen Du dich wenden kannst.

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Was ist Beratung?

Eine Beratung kann hilfreich sein, wenn Du Fragen oder ein anderes Anliegen hast, dir Informationen einholen möchtest oder dich einfach mit jemandem über deine Situation austauschen möchtest. Wichtig: Beratung ist keine Therapie.
 
Die Berater werden dir keine Lösung vorgeben. Das können sie auch nicht. Sie werden jedoch deine Fragen beantworten und versuchen gemeinsam mit dir einen Weg zu finden, der dir dabei hilft, mit der Situation umzugehen.

Beratung kann auch als „fachkundige Partnerschaft auf Zeit“ bezeichnet werden. Was genau das bedeutet? Zum einen kennt sich der Berater oft gut mit deinem Problem oder deiner Frage, beziehungsweise dem Thema aus. Das ist die Grundvoraussetzung dafür, dass er dich gut beraten kann. Zum anderen findet Beratung auf Augenhöhe statt. Der Berater wird dir nicht vorschreiben, was Du zu tun hast. „Auf Zeit“ bedeutet, dass eine Beratung zeitlich begrenzt - also nur für einen begrenzten Zeitraum hinweg in Anspruch genommen wird. 

Wer führt Beratung durch?

Beratung ist in Deutschland kein geschützter Begriff. Das bedeutet, dass grundsätzlich jeder beraten kann. 

Qualifizierte Beratung findet sich meistens – aber nicht nur – in staatlichen oder kirchlichen Stellen, aber auch in privaten Stellen. Diese Stellen beschäftigen Berater mit einer speziellen Ausbildung.
Gut ausgebildete Berater verfügen oft über ein Studium, beispielsweise der sozialen Arbeit, der Psychologie oder in einem bestimmten Beratungsfeld und besitzen weitere Qualifikationen und Fortbildungen. So sind sie auf dem Themengebiet auf dem neusten Stand und haben genug Fachkompetenzen um dich beraten zu können.

Wann kann ich mich an eine Beratung wenden?

Beratung kann viele unterschiedliche Ziele verfolgen, je nach Person und Anliegen. Wenn Du vor einer Entscheidung stehst oder dir etwas Sorgen bereitet und Du nicht weißt, wie Du damit umgehen sollst, dann kannst Du in einer Beratung über dein Anliegen sprechen. Das erleichtert, eine Entscheidung zu treffen und weiter zu machen.

Darüber hinaus kann Beratung auch noch mehr bieten:

  • viele Informationen
  • Erklärung komplizierter Sachverhalte, beispielsweise aus der Medizin
  • geeignete Fördermaßnahmen und Ansprechpartner finden
  • Hilfestellung bei Fragen zu Anträgen und Unterstützungsleistungen
  • geschützter, wertfreier Rahmen
  • Möglichkeit über Herausforderungen und persönliche Anliegen, eigene Lebenssituation zu sprechen
  • Vermittlung an weitere Stellen oder Selbsthilfegruppen

Wie wird beraten?

Die klassische Beratung findet persönlich in einem Vier-Augen-Gespräch statt. Es gibt natürlich auch verschiedene digitale Angebote, wie Foren, Chats oder per E-Mail. Beratung kann aber auch in Gruppen durchgeführt werden. Dabei können die Gruppen aus Familienmitgliedern, Bekannten oder auch fremden Menschen bestehen. Häufig gibt es jedoch keine klar definierte Beratungsumgebung und diese kann sich auch während des Beratungsprozesses ändern. Welches Form am besten zu deiner Situation passt lässt sich daher nicht pauschal beantworten.

Welche Beratungsstellen gibt es?

Schwangerschaftsberatung

Die Schwangerschaftsberatung kann in vielen Lebenslagen ein sinnvoller Ansprechpartner sein. Vielleicht bist Du gerade das erste Mal schwanger und erwartest ein Kind mit Behinderung. Oder vielleicht hast Du ein ganz anderes Anliegen, welches sich rund um das Thema Schwangerschaft und Kleinkinder dreht. Dann bist Du hier an der richtigen Adresse und findest eine kompetente Beraterin, die sich Zeit für dich und deine Gedanken nimmt.

Allgemein kann man das Zuständigkeitsgebiet der Schwangerschaftsberatung in folgende große Punkte gliedern:

  • Familienplanung
  • Schwangerschaft und Krankheiten
  • Gesetzliche Hilfen und Leistungen
  • Ungewollte Schwangerschaft
  • Unerfüllter Kinderwunsch
  • Leben mit Säugling und Kleinkind

Schwangerschaftsberatungsstellen in ganz Bayern und weitere Informationen dazu findest Du auf der Seite des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales.

Familien- und Erziehungsberatung

Für alle Fragen, die sich im Alltag von Familien (mit Kindern) ergeben, kann die Familien- und Erziehungsberatung die richtige Anlaufstelle sein. Sie berät nicht nur Eltern, sondern auch Jugendliche und Kinder. Bei familiären Herausforderungen, aber auch bei Scheidungen, Krankheit oder Tod eines Familienmitgliedes kann man sich an die Beratungsstellen richten. Die Berater sind Sozial- oder Heilpädagogen.

Die Familien- und Erziehungsberatung befasst sich mit folgenden Themen:

  • Erziehungsfragen aller Art
  • Auffälligkeiten im sozialen oder emotionalen Verhalten
  • Krisen in Familien beispielsweise bei Trennung, Scheidung, Krankheiten oder Tod
  • Schulschwierigkeiten
  • Körperliche oder sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen
  • Fragen über geeignete Hilfsangebote anderer Einrichtungen

Familien- und Erziehungsberatung wird in vielen Städten vom ansässigen Jugendamt angeboten, aber auch kirchliche und private Träger wie die Arbeiterwohlfahrt (awo), Caritas, die Diakonie oder der paritätische Wohlfahrtsverband bieten diese Art der Beratung deutschlandweit an.  

Psychosoziale Beratung

Familien mit Kindern mit Behinderung können vermehrt hohen Belastungen ausgesetzt sein. In diesem Fall kann auch eine psychosoziale Beratung helfen.

Die Psychosoziale Beratung befasst sich mit folgenden Themen:

  • Allgemeine Probleme, die dir einfach über den Kopf wachsen
  • Seelische und gesundheitliche Probleme
  • Finanzielle Probleme

Psychosoziale Beratung wird von vielen Trägern angeboten, die sowohl staatlich, kirchlich und privat agieren. Auch große Arbeitgeber, Universitäten oder Psychotherapeuten bieten psychosoziale Beratung an. Die Berater in diesem Bereich sind meistens Psychologen oder Psychotherapeuten und können dich daher kompetent beraten.

Beratung für Menschen mit Behinderung

Wenn Menschen mit Behinderung selbst oder ihre Angehörigen Beratung suchen, können sie sich für spezifische Fragen rund um das Thema Behinderung und Teilhabe an die Beratung für Menschen mit Behinderung wenden. Das kann hilfreich sein, wenn das Thema zu speziell für die allgemeine Sozialberatung ist.  

Mögliche Themen sind unter anderem:

Beratung für Menschen mit Behinderung und ihren Angehörigen findet man bei gemeinnützigen Trägern oder Trägern der Behindertenarbeit. Manche Stellen können auch an das Jugendamt angegliedert sein. Die Berater sind Sozial- oder Sonder-, beziehungsweise Heilpädagogen. Mögliche Anlaufstellen können beispielsweise der VdK Bayern, der Landesverband Bayern der Lebenshilfe oder bei Fragen zur Arbeitswelt das Zentrum Bayern Familie und Soziales. Auch das örtliche Gesundheitsamt kann beraten und dabei unterstützen, weiterführende örtliche Hilfsangebote zu finden. Das für dich zuständige Gesundheitsamt findest Du auf der Seite des BayernPortals.

Außerdem gibt es die „Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung“. In EUTB-Stellen erhält man Beratung und Unterstützung zu allen möglichen Fragen rund um das Thema Teilhabe und Rehabilitation. Oft wird hier die Beratung von Menschen mit Behinderung für Menschen mit Behinderung und deren Angehörige durchgeführt. Nähere Informationen erhältst Du in unserem Fachbeitrag oder in unserem Erklärvideo auf YouTube zum Thema "EUTB".

Verfahrenlotsen

Der Verfahrenslotse hilft jungen Menschen mit einem möglichen Anspruch auf Eingliederungshilfe, diesen Anspruch durchzusetzen. Er unterstützt nicht nur die jungen Menschen selbst, sondern auch deren Angehörige, beispielsweise die Eltern, bei der Antragstellung und berät sie im komplexen Sozialsystem. Dabei hilft er, den Überblick über mögliche Leistungen und Zuständigkeiten zu behalten. Auf Wunsch des Anspruchsberechtigten kann der Verfahrenslotse auch bei Gesprächen mit Leistungserbringern oder Rehabilitationsträgern unterstützend tätig werden.

Wenn dein Kind einen (möglichen) Anspruch auf Leistungen der Eingliederungshilfe hat, kannst Du dich an einen Verfahrenslotsen wenden. Sie sind beim örtlichen Jugendamt angesiedelt. Mehr zum Verfahrenslotsen erfährst Du in unserem entsprechenden Fachbeitrag.

Beratung für Frauen / Mädchen mit Behinderung

Es gibt auch Beratungsstellen für Frauen und Mädchen mit Behinderung die von Gewalt betroffen sind. Diese Stellen bieten eine anonyme Beratung an, das heißt, Du musst deinen Namen nicht nennen und keine Angaben zu dir machen. Die Frauenhilfe München bietet eine Beratung per E-Mail und vor Ort in München an. Auch die Netzwerkfrauen-Bayern bieten Beratung an. Sie sind ein Zusammenschluss von Mädchen und Frauen mit Behinderung in Bayern. Die Beratung erfolgt also von Mädchen und Frauen mit Behinderung für Mädchen und Frauen mit Behinderung.

Wie finde ich passende Beratungsstellen?

Um passende Beratungsstellen zu finden, kann es hilfreich sein, zunächst im Rathaus oder beim Gesundheitsamt nachzufragen. Oft gibt es Übersichten, Prospekte oder Listen von Beratungsstellen in der Stadt. Auch Träger der Behindertenhilfe sind anfangs ein guter Ansprechpartner, der im Zweifel auch weiter vermitteln kann.

Passende Ansprechpartner in ganz Bayern findest Du auch in unserer Adressdatenbank

Weiterführende Informationen
Quellenverzeichnis
Bildquellen
  • https://www.istockphoto.com/de/foto/fragen-wegweiser-in-deutschland-gm519749280-90696439